So werdet ihr zum Kleingärtner! In Teil 1 unserer Serie starten wir mit fünf Fragen, die ihr euch vor der Suche nach dem passenden Stück Grün stellen solltet.
Das Wichtigste vorab: Wir sind der Meinung, dass jeder Kleingärtner werden kann. Denn nicht jeder muss sich ja direkt so ein Stück Arbeit aufhalsen wie wir. Viele Gärten da draußen sind sehr viel pflegeleichter und auch viel kleiner als unser „Stückle“. Einer unserer Nachbarn zum Beispiel hat auf pflegeleichte Pflanzen und Sträucher gesetzt und genießt nun regelmäßig Feierabende und Wochenenden mit Grill und Sonnenbaden.
Mit diesen fünf Fragen kommt ihr der Sache Kleingarten ein wenig näher.
Warum wollt ihr überhaupt einen Kleingarten?
First things first: Warum wollt ihr denn Kleingärtner werden? Uns war nach mehreren Besuchen im Kleingarten meines Bruders und im Haus meiner Schwester klar: Wir wollen auch ein eigenes Fleckchen Grün. Aber ohne ein Haus zu kaufen. Wir wollten ein gemeinsames Projekt, das uns auch mal aus der Wohnung lockt. Und: Wir möchten nur zu gern wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen und denken in Richtung Selbstversorgung. Zu dem Zeitpunkt, als wir einen Garten suchten, hatten wir außerdem eine minikleine Wohnung ohne Terrasse oder Balkon. Deshalb waren wir auf der Suche nach einem „Feierabend-Plätzchen“. Das alles waren für uns Argumente, uns nach einem Kleingarten umzusehen.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Die Frage, warum ihr einen Kleingarten haben wollt, kann sich manchmal auch ganz anders beantworten lassen. Ihr habt Kinder und möchtet, dass sie mehr Zeit draußen verbringen? Das geht auch mit einer Wohnung mit Gartenzugang (ja, in Hamburg z.B. schwierig, we know!) oder mit Ausflügen zum Park. Ihr wollt, dass eure Kinder die Natur erfahren und den Vorgang des Wachsens von Gemüse & Co. beobachten können? Das geht auch im Kleinformat auf Fensterbrett und Balkon. Ihr sucht nach einem nachhaltigen Ausgleich für den Büroalltag? Eine Mitgliedschaft im NABU oder das Engagement im Repaircafé oder Ähnliches kann euch da vielleicht schon weiterbringen.
Kleingärtner werden: Welche Erfahrungen und Kenntnisse bringt ihr mit?
Bevor ihr Kleingärtner werdet, überlegt mal, was ihr überhaupt leisten wollt und könnt. Gärtnern kann ziemlich herausfordernd sein. Vor allem, da ein Kleingarten auch immer eine Laube hat. Kleinere Arbeiten im Haus oder in der Wohnung sollten euch nicht abschrecken. So manche Hütte braucht ein Make-over, bevor ihr euch drin wohl fühlt. Die gute Nachricht natürlich: Es gibt quasi für jedes Kenntnis-Level einen passenden Kleingarten. Manche Gärten kommen einfach schon mit einem nahezu perfekten Rasen ohne Moos, haben ein paar tolle Obstbäume oder Sträucher drin stehen, und die Laube ist top-gepflegt.
Ich denke, dass es uns viel weitergeholfen hat, dass Florians Papa Architekt ist. Sonst hätten wir uns den Eigenbau der Gartenhütte gar nicht zugetraut. So wussten wir aber: Wenn wir wegen Statik, Material & Co. unsicher sind, können wir schnell mal durchrufen! Dass meine Mama Gartenbauingenieurin ist und wir zu Hause ein großes Stück Land haben, hat wohl auch dazu beigetragen, dass wir so einen wilden Garten übernommen haben. Man kann sich natürlich auch vieles anlesen – wir schmökern auch immer wieder in unseren Garten-Ratgebern!
Wie viel Zeit habt ihr im Alltag?
Das ist eigentlich der ausschlaggebendste Punkt, wenn ihr überlegt, Kleingärtner zu werden. Denn selbst der pflegeleichteste Garten braucht ein wenig Zuwendung. Denn: Der Rasen will regelmäßig gemäht werden. Im Frühling und Sommer stehen Baum-, Strauch- und Heckenschnitt an. Alle paar Jahre braucht eure Gartenlaube einen neuen Anstrich. Und: In der Regel müsst ihr im Kleingarten auch Nutzfläche haben, also Obst oder Gemüse anbauen. Hier gibt es natürlich auch Selbstläufer wie Rhabarber oder Obststräucher und dergleichen mehr!
Aus den Erzählungen meines Bruders weiß ich, dass es für junge Eltern doppelt stressig werden kann. Sind die Kiddies zwischen sechs Monate und drei Jahren und wuseln mit euch durch das Grün, werden Rasenmähen und Heckenschnitt zur Geduldsprobe! Gemüse, Obst und Kräuter anbauen macht doppelt Spaß, braucht aber auch doppelt so lange Zeit! Ich habe vergangenes Jahr zusammen mit meinem Patenkind Kartoffeln gesetzt. Das war sehr lustig! Die Maus hatte am Ende so Feuer gefangen, dass sie die frisch eingebuddelten Knollen einfach wieder ausgegraben hat und umsetzen wollte. So viel Eifer muss man dann auch irgendwann bremsen… und auf sämtliche Körperteile Acht geben, wenn es mit (Mini-)Hacke ins Beet geht. 🙂
Um die Frage zu beantworten: Ihr solltet euch drauf einlassen, ab dem Frühling bis in den Herbst hinein zumindest ein bis zwei Abende in der Woche im Garten vorbeizuschauen. Und: Einen Tag im Monat solltet ihr unbedingt für das Stückle freihalten!
Wie steht ihr zu Regeln und Vereinsmeierei?
In unserem Interview mit Jens von „Ich bin jetzt vegan“ ging es eine Weile über das Thema Vereinsmeierei und Regeln im Kleingarten. Unsere Haltung dazu: Klar finden wir es nervig, wenn unsere Hecke mal wieder zehn Zentimeter zu hoch ist und unser Nachbar uns kleine Seitenhiebe über den Zaun hinweg flankt. Aber wir sind im Kleingarten eben nun mal Teil einer Gemeinschaft. Und ich finde es auch gut, wenn unser Nachbar zu anderen Seite hin mal sein Unkraut jätet, weil wir sonst irgendwann nicht mehr gegen das grenzüberschreitende Kraut ankommen! Es ist ein Geben und Nehmen, würde ich sagen. Aber: Wenn ihr Vereine schon immer hasst, ist Kleingärtner zu werden sicherlich nicht die beste Idee für euch. Eine Alternative wäre z.B. ein Einzelhaus mit Garten. Oder, ihr versucht es mal mit einem Stück Ackerland. So etwas bieten viele Höfe um Umkreis von Großstädten an. Interessiert? Dann schaut mal bei “Meine Ernte” vorbei, da erfahrt ihr mehr!
Über welchen Zeitraum sprechen wir?
Die letzte Frage für den Test, ob ihr Kleingärtner werden solltet: Wie lange würdet ihr denn wohl so einen Kleingarten haben wollen? Klar ist, ihr könnt die Mitgliedschaft nahezu jederzeit kündigen und spätestens zum Jahreswechsel dann aus dem Garten „ausziehen“. Wenn ihr umzieht oder euch der Garten über den Kopf wächst, zum Beispiel. Aber: Plant ihr sowieso, in fünf Jahren ein Haus auf dem Land zu kaufen? Seht ihr eure Zukunft in einer anderen Stadt, einem anderen Land? Dann raten wir euch davon ab, einen Kleingarten zu übernehmen. Denn ihr werdet mehr Zeit dort investieren, als ihr jetzt denkt und mehr Geld hineinstecken, als ihr jetzt wahrscheinlich wollt. Allein die Suche kann sich schon etwas hinziehen. Um die Früchte eurer Mühen zu genießen, braucht es meist ein paar Jahre. Wäre doch schade, wenn ihr dann direkt schon wieder eure Parzelle aufgeben müsstet, oder?!
Ihr seid nach den fünf Fragen fest entschlossen, Kleingärtner zu werden? Prima! Im nächsten Teil unserer Serie lest ihr drei mal drei Tipps, wie ihr den perfekten Kleingarten für euch findet.