Gärtnern ohne umzugraben – klingt traumhaft, oder? Ist es auch! Was hinter der No-Dig-Methode steckt und warum wir sie nun in unserem Kleingarten anwenden.
Im Frühling 2018 erreichte uns die Schocknachricht, dass unser Boden mit Schwermetallen belastet ist. Kein Wunder! Schließlich liegt unser Kleingarten am Stadtrand Hamburgs, in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Und die komplette Anlage war früher mal eine Müllhalde. Da reichert sich so Einiges an. Bei uns vor allem Blei, Cadmium und Quecksilber.
Bei der Recherche, was wir nun tun können, sind wir auf die No-Dig-Methode gestoßen. „No Dig“ bedeutet ganz schlicht „nicht umgraben“. Dahinter steckt Charles Dowding, ein bekannter Gärtner und seit über 30 Jahren Anhänger des Prinzips. Folgende Vorteile hat das Nicht-Umgraben:
- Mit dem No-Dig-Prinzip schützt ihr das Leben im Boden und erhaltet den sehr gut funktionierenden Kreislauf darin ganz automatisch. Jeder, der schonmal einen empörten Regenwurm ausgegraben und vielleicht sogar aus Versehen zerteilt hat, weiß, was gemeint ist!
- Ihr bekämpft Unkraut auf ganz natürliche Weise. Statt umzugraben, deckt ihr die Flächen, auf denen ihr Beete anlegen wollt, nämlich ab. Und nehmt Giersch, Ackerwinde & Co. das Licht und damit die Energie, sich auszubreiten.
- Ihr unterstützt mit der No-Dig-Methode den Boden dabei, seine Feuchtigkeit zu halten. Klingt merkwürdig, ist aber so! Das größte No-Go in einem Biogarten ist ja, freie Bodenfläche zu haben. Also nackte Erde. Denn die dörrt durch Wind und Wetter aus, wird krümelig und schließlich staubtrocken. Nicht umzugraben bedeutet, dem Boden viel Mulch zu schenken. Und damit auch Feuchtigkeit.
- Ihr erspart euch das Umgraben, hurra! Denn sind wir mal ehrlich – fiesere Aufgaben gibt es im Garten nicht, oder? Vielleicht noch, 200 Schubkarren Erde von A nach B zu bringen. Oder in nur wenigen Tagen eine Gartenhütte aufzustellen. OK… aber davon mal abgesehen!
- Und last, but noch least: Ihr erwirtschaftet dank No-Dig-Taktik mehr Erträge! Für uns ist das nicht essenziell. Charles Dowding, der mit dem Verkauf seines Gemüses Geld verdient, schon eher. Auf seiner Webseite findet ihr ein Dog/No-Dig-Experiment. Eins verraten wir jetzt mal: Auf einem der Beete explodiert’s förmlich!
Drauf gestupst hat uns übrigens Katharina, die das Prinzip bei ihrem Slow-Flower-Garten verfolgt.
Wie geht denn No Dig nun? So:
Schritt 1: Ort für euer Beet nach der No-Dig-Methode ausmachen und abstecken
Überlegt euch, wo euer No-Dig-Beet entstehen soll. Stecht oder steckt die Kante ab. Wählt eine Beeteinfassung, die euch zusagt.
Schritt 2: Pappe auslegen

Legt nun dicke Pappe direkt auf dem Rasen oder dem Boden aus. Achtung: Entfernt vorher Kleber, Klammern und Ähnliches. Lasst die Pappe überlappen. Es sollte kein Licht durchkommen. So werdet ihr lästiges Unkraut los. Wo ihr Pappe herbekommt? Sammelt Kartons eurer Bestellungen. Oder fragt beim Baumarkt. Im Elektrofachgeschäft oder im Fahrradladen nach. Die haben meist große, dicke Verpackungen übrig.
Schritt 3: Kompost auf eure No-Dig-Fläche schichten
Nun schichtet ihr Kompost drauf. Der wirkt ebenfalls unkrauteindämmend. Und hilft bei der Zersetzung der Pappe darunter. Im Kompost ist nämlich mächtig was los!
Wenn ihr wollt, könnt ihr direkt da hinein nun säen oder pflanzen. Oder ihr bedeckt den Kompost mit einer Mulchschicht und wartet bis zum nächsten Frühjahr oder Herbst. Als Mulch eignen sich Materialien wie Rasenschnitt, Häcksel, Rindenmulch, Äste und anderer Strauch- und Baumschnitt. Bei Bedarf füllt ihr dann jedes Jahr mit Kompost und Mulch nach.


Ihr könnt aber auch erst einmal die Zeit für euch arbeiten lassen. So haben wir das gemacht: Wir haben unser erstes Beet nach der No-Dig-Methode im Mai 2019 gestartet. Weil wir nicht so viel Kompost zur Verfügung hatten, haben wir die Pappe nur mit Holzlatten abgedeckt. Inzwischen hat sich schon viel getan, wie neulich ein Blick unter die Abdeckung gezeigt hat. Die Regenwürmer fühlen sich ziemlich wohl bei uns!
Übrigens: Hochbeete funktionieren ebenfalls mit der Nicht-Umgraben-Taktik! Wenn ihr die Beete aufgestellt habt, befüllt ihr sie ja mit diversen Mulchschichten. Und wenn sie absinken, füllt ihr einfach mit Kompost auf.
2 Kommentare
Vielen Dank für die super Tipps! Ich würde noch interessieren: wie dick sollte denn die Kompostschicht auf einem Bild sein, wenn man es direkt bepflanzen will? Ich habe jetzt 10 cm gemacht und es kommt mir irgendwie ein bisschen wenig vor. Wie schnell zersetzt sich denn die Pappe?
Hi, danke für deine Nachricht! Wenn du direkt pflanzt, dann würde ich die Schicht ruhig etwas dicker machen, so 15 cm. Die Pappe zersetzt sich innerhalb von ein paar Wochen, das kommt ein bisschen auf Boden und das Wetter an (wenn es mehr regnet, gehts etwas schneller, unserer Erfahrung nach…). Viele Grüße!