Ein Gewächshaus selber zu bauen, lohnt sich für euch, wenn ihr empfindliche Pflanzen geschützt anbauen wollen – und ein ganz bestimmtes Design für euer Treibhaus im Kopf habt.
In Hamburg sind wir leider nicht mit dem besten Wetter gesegnet – selbst im Hochsommer gibt’s hier gern mal tagelang Regen und fiesen Wind. Nicht gerade ideal, wenn man wie wir Tomaten im großen Stil anbauen will. Klar gibt’s inzwischen auch zahlreiche Freiland-Sorten. Doch für uns war schnell klar: Wir wollen ein Gewächshaus selber bauen. Die Teile dafür waren übrigens mal der Windfang einer Currywurstbude! Die Story dazu lest ihr weiter unten.
3 Fragen, bevor ihr euer Gewächshaus plant
Bevor ihr ein Gewächshaus selber baut, solltet ihr euch die folgenden Fragen stellen. Sie helfen dabei, euch für das richtige Gewächshaus zu entscheiden. Und letztendlich auch, zu beantworten, ob ihr ein Gewächshaus komplett selbst baut oder ob ihr auf Fertigteile zurückgreift.
- Soll mein Gewächshaus beheizt oder unbeheizt sein? – Wenn ihr lediglich mediterrane Gemüsepflanzen wie Tomaten, Auberginen, Paprika & Co. anbauen wollt, reicht euch ein unbeheiztes Gewächshaus vollkommen. Wenn ihr es etwa mit fleischfressenden Pflanzen oder anderen Diven aus den Tropen versuchen wollt, solltet ihr ein beheiztes Gewächshaus planen und bauen – also eins mit integrierter Heizung. Die Entscheidung hat Einfluss auf das Budget, das ihr einplanen müsst. Und auch auf die Umsetzung: Einen „kalten Kasten“ baut ihr schnell mal selbst. Eine beheizte Variante braucht eventuell Unterstützung durch Profis.
- Wie groß soll mein Gewächshaus werden? – In Baumärkten & Co. gibt es meist Standardmaße zu kaufen. Wollt ihr eine andere Form oder eine spezielle Größe, kann es sich lohnen, ein Gewächshaus selber zu bauen. Denn Sonderanfertigungen kosten oft sehr viel Geld.
- Braucht mein Gewächshaus eine Baugenehmigung? – Für Gewächshäuser, die fertig vom Baumarkt kommen, braucht es in der Regel keine Genehmigung. Es kann sein, dass eure Wohnsiedlung oder euer Kleingarten-Verein euch Vorgaben machen, wenn ihr ein Gewächshaus selbst plant und baut. Erkundigt euch in jedem Fall einmal beim Vorstand.
Folie, Glas oder Plexiglas – welches Material ist ideal?
Wenn ihr euch entschieden habt, ob ihr ein Gewächshaus selber bauen wollt, steht die Frage im Raum, welches Material sich anbietet. Und welche Bauweise für euch infrage kommt. Wir haben euch einmal Vor- und Nachteile aufgelistet:
- Gewächshäuser aus Folien könnt ihr schnell selbst aufstellen, sie sind allerdings nicht sehr beständig und machen sich bei Wind und Wetter gern mal selbstständig.
- Gewächshauser aus Glas sind herausfordernd im Aufbau und brauchen auch ein richtiges Fundament! Der Aufwand lohnt sich aber oft, allein schon aus optischen Gründen.
- Gewächshäuser aus Plexiglas oder Polycarbonat-Platten sind die „goldene Mitte“ – sie sind langlebig und sehen inzwischen auch hochwertig aus. Noch dazu ist die Montage recht einfach.
Wir haben unsere Gewächshaus aus Holzrahmen und Plexiglas-Platten gebaut. Die Materialien haben wir von einem der Vorstände unseres Gartenvereins günstig bekommen.
Je nachdem, welches Material ihr verwendet, braucht ihr unterschiedliche Fundamente. Gewächshauser aus Holz können in der Regel mit einem Holzrahmen lange stabil stehen. Oder ihr verwendet Pfostenschuhe oder ähnliche Verankerungen aus Stahl. Gewächshauser mit Stahlrahmen und Glasplatten benötigen eine stabilere Unterlage. Hier müsst ihr auf Streifenfundamente oder Punktfundamente zurückgreifen.
Frei stehend oder als Anlehngewächshaus geplant – Bausatz oder kompletter Eigenbau?
Wenn ihr ein Gewächshaus selber bauen wollt, könnt ihr euch außerdem noch entscheiden, ob ihr ein frei stehendes Treibhaus errichten wollt, oder ob ihr es als Anlehngewächshaus baut. Das könnt ihr zum Beispiel an einen Schuppen oder eine Gartenlaube angelehnt aufstellen. Die Vorteile hier: Ihr spart euch Material für eine Wand. Außerdem gibt die Rückwand aus Holz oder Stein noch Wärme ab und sorgt für etwas wärmeres Klima in eurem Gewächshaus, auch im Winter! Einen Nachteil hat’s auch. ihr seid nicht so unabhängig in der Wahl des Standorts.
Apropos: Bei der Art des Aufbaus habt ihr die Wahl und könnt entweder ein Gewächshaus komplett selber bauen oder aber einen Bausatz kaufen, den ihr schnell selbst aufbauen könnt. Ähnlich wie bei einer Gartenlaube habt ihr natürlich auch die Möglichkeit, euch ein Treibhaus aufstellen zu lassen. Aber dafür sind wir ja nicht hier, oder?!
Den richtigen Standort für das Selbstbau-Gewächshaus wählen
Ein Gewächshaus steht idealerweise windgeschützt und sonnig – am besten von Nord nach Süd ausgerichtet. So trifft die Mittagssonne auf den Giebel und es wird nicht zu heiß im Gewächshaus. Ihr braucht außerdem genügend Platz für euer DIY-Gewächshaus. Es sollte drumherum Raum haben, damit die Sonne gut herankommt, idealerweise auch, wenn sie schon niedriger steht. Und je nachdem, welche Pläne ihr so habt, braucht das etwas Fläche.
Unser Plexiglas-Häuschen hat die folgenden Maße: 2,80 m lang, 2,00 m breit, 2,00 m hoch. Der Grund dafür? Das Material, das wir dafür hatten, gab das her. Hätten wir es „from Scratch“ gebaut, hätten wir es etwas höher gemacht. Die Grundfläche durfte aufgrund von Bestimmungen unseres Vereins nicht größer werden. Hier gibt es strenge Vorgaben, was überdachte Flächen mit Wand angeht.
Gewächshaus aus Holz und Plexiglas selber bauen: Dieses Material braucht ihr
- Kanthölzer für das Ständerwerk in der Stärke 8x8cm, etwa 24m Länge insgesamt
- Kanthölzer für die Rahmen in der Stärke 6x4cm, etwa 42m Länge
- Wellplatte aus Plastik mit geeigneten Schrauben und Unterlegscheiben
- acht passende Einschlagbodenhülsen
- Schrauben für das Holz
- Dachfirstteile aus Metall oder Plastik in der passenden Länge – wir haben Winkelprofile verwendet
- wenn nötig: für draußen geeignete Farbe oder Lack plus Pinsel und Walze
- einen Haken oder Riegel plus passende Schrauben
- zwei Türscharniere plus passende Schrauben
- etwas Sand, um den Boden im Gewächshaus zu ebnen
- Unkrautvlies
- Waschbetonplatten für den Boden im DIY-Gewächshaus
Werkzeug und Hilfsmittel benötigt ihr für das Aufstellen und Zusammenbauen eures DIY-Gewächshauses folgende: eine Säge, ein Multitool mit passenden Sägeblättern für Wellplastik, einen Akku-Bohrschrauber – wenn ihr habt, mit Jig-Bohrer und Tiefenbohrstopp, einen Vorschlaghammer, eine Wasserwaage und ein Richtscheit, einen Zollstock, einen Schreinerwinkel, einen Bleistift, einen Faserstift und eine Richtschnur.
Wenn ihr, wie wir, einen Boden aus Waschbetonplatten einplant, legt euch Gummihammer, eine Maurerkelle und einen Meißel parat.
Schritt für Schritt ein Gewächshaus selbst bauen: So geht’s
Schritt 1: Die geeignete Stelle für euer Gewächshaus aussuchen
Wir haben unser Selbstbau-Gewächshaus neben unsere Gartenhütte gestellt. Dort steht es windgeschützt und hat quasi den ganzen Tag über Sonne. Den Platz haben wir grob angeebnet, sodass wir das Gewächshaus gerade aufstellen konnten.
Schritt 2: Die Grundfläche eures Treibhauses berechnen und die Hülsen in den Boden schlagen
Nun kommt mal wieder dieses Mathe im Garten: Um zu wissen, wo ihr die Einschlagbodenhülsen im Boden versenkt, solltet ihr euch den Satz des Pythagoras nochmal ins Hirn rufen. Geht von einer Ecke aus und schlagt hier eine Hülse ein. Messt dann von hier aus mithilfe von Zollstock und Richtschnur den rechten Winkel und setzt die zweite Hülse an der gegenüberliegenden Ecke. Wenn ihr die vier Ecken gemeistert habt, schlagt ihr die restlichen vier Hülsen ein. Ein Tipp: Nehmt ein altes Stück Holz zu Hilfe, dann gelangen die Hülsen gleichmäßig in den Boden. Mit einem Kantholz und Richtscheit könnt ihr prüfen, ob alle Hülsen im Wasser sind – also auf einer Ebene liegen.
In unserem Beitrag zum Schnurgerüst lernt ihr mehr über rechte Winkel beim Bauen im Garten.
Schritt 3: Die Teile für euer DIY-Gewächshaus ausmessen
Nun zeichnet ihr die Längen und Winkel der verschiedenen Teile für euer Gewächshaus an. Winkel?! Ja! Denn: Das Ständerwerk besteht aus vier Bögen aus je vier Kanthölzern. Zwei stellt ihr aufrecht in die Bodenhülsen, zwei montiert ihr zu einem Dach und schraubt sie dann auf die stehenden Hölzer. Damit Regen und Schnee gut das Dach herunterrutschen, braucht das Dach einen bestimmten Winkel. Diesen Winkel müsst ihr halbiert auch auf den aufrecht stehenden Hölzern absägen, um alles zusammenschrauben zu können. Am leichtesten ist natürlich ein 90-Grad-Winkel – dann hättet ihr jeweils einen 45-Grad-Winkel an den aufgestellten Hölzern. Bei uns hat die Länge der Platten und Rahmen, die wir übernehmen konnten, den Winkel vorgegeben.
Neben dem Ständerwerk benötigt ihr noch Kanthölzer für die Rahmen und Wände. Außerdem sollte euer Gewächshaus zum Selberbauen auch eine Tür haben.
Nicht nur das Holz, auch die Wellplatten messt ihr einmal aus – hier macht sich der Faserstift verdient! Wir hatten mehrere große Rahmen zur Verfügung, die wir geteilt haben. Diese „festen“ Teile haben wir dann mit einer Freestyle-Konstruktion aufgefüllt. In einer idealen Welt baut ihr natürlich die Holzrahmen passend, wie ihr sie braucht.
Schritt 4: Die Kanthölzer zurechtsägen und das Plastik auf die richtige Größe schneiden
Sägt nun die Hölzer in der entsprechenden Länge zu und vergesst die Winkel nicht. Um den First schön stabil zu bekommen, haben wir uns für eine Überblattung entschieden. Das ist eine Verbindung, bei der ihr die Hölzer der Länge nach halbiert, sodass sie übereinandergelegt ein ganzes Holz ergeben. Hier sägt ihr die Hölzer an und stemmt dann den Rest heraus. Die Fotos erklären es am besten!
Bevor ihr Wellplatten oder sonstiges Plastik für die Verkleidung eures DIY-Gewächshauses kauft, solltet ihr einmal überprüfen, ob ihr ein geeignetes Werkzeug besitzt, um es passend zu machen. Wir haben ein Multitool, für das wir dann einen entsprechenden Aufsatz besorgt haben. Achtet drauf, eine Brille und Handschuhe zu tragen, das Zeug macht fiese Späne!
Achso: Ihr könnt euch Platten auch zuschneiden lassen oder einfach „maßgeschneidert“ bestellen.
Schritt 5: Das Ständerwerk aufstellen
Nun stellt ihr das Ständerwerk auf! Dafür verschraubt ihr die senkrecht sitzenden Hölzer mit den Bodenhülsen. Darauf setzt ihr dann eure First-Konstruktionen. Um die Schrauben besser versenken zu können, haben wir mit einem Jig-Bohrer gearbeitet.
Schritt 6: Die Rahmen für die Wellplatten montieren
Wir haben an dieser Stelle unserem Selbstbau-Gewächshaus schon die ersten Dachteile verpasst. Ohne die vorgefertigten Teile hätten wir nun die Rahmen gebaut und dann die Wellplatten darauf montiert. Denkt dran, die Wellplatten immer etwas überlappen zu lassen.Wenn ihr mit Silikonunterlegscheiben arbeitet, geht das Zusammenschrauben ganz einfach und ohne Zwischenfälle. Bohrt trotzdem lieber das Plastik einmal an, bevor ihr durchschraubt.
Wenn ihr euer Gewächshaus noch wetterfest machen wollt, streicht ihr das Holz vor der Montage mit entsprechender Farbe oder Lack.
Schritt 7: Die Wände eures Gewächshauses zum Selberbauen fertigstellen
Wie ihr in den Fotos seht, haben wir mit den großen Dachplatten angefangen. Von dort ausgehende haben wir mit den Kanthölzern eine Art Fachwerk gebaut und auf diesem die Platten montiert Der Grund dafür: Je größer die Wellplatten, desto größer auch der Hebel, falls mal Wind drunter fährt. Da wir ganz dünnes Plastik verwendet haben, ist die Gefahr relativ groß, dass es dabei dann mal zu Bruch geht. Je kleiner die Platten dann sind, desto besser!
Schritt 8: Die Tür für euer DIY-Gewächshaus montieren
Die Tür zu unserem Gewächshaus zum Selberbauen ist sowas von eine Maßarbeit! Sie ist oben spitz zulaufend – denn gerade wäre die Tür zu niedrig gewesen. Wir wollten das Haus insgesamt aber nicht höher machen, weil das Material dafür etwas zu dünn ist – und wir auch nicht viel mehr hatten!
Die Tür bekommt ganz einfache Scharniere und einen Haken. Außerdem haben wir aus einem Restholz-Klötzchen eine „Klinke“ gebaut. Geht bestimmt auch eleganter – aber uns reicht es so vollkommen!
Schritt 9: Das Dach abdichten
So, bevor ihr euer Selbstbau-Gewächshaus einrichten könnt, braucht es noch ein dichtes Dach. Was uns bei unserer Gartenhütte schier in den Wahnsinn getrieben hat, geht hier ganz einfach: Wir haben Winkelstücke verwendet, die wir vorgebohrt haben. Dann haben wir sie auf den First gelegt und in den Schraublöchern der Wellplatten fixiert. Schneller geht’s nicht, oder? Trotzdem der Part, der uns am längsten Zeit gekostet hat – denn wir mussten im Baumarkt und diesem Internetz ganz schön lange suchen, um passende Teile zu finden.
Schritt 10: Euer Gewächshaus zum Selberbauen bekommt einen Fußboden!
Zum Abschluss hat unser Eigenbau-Gewächshaus noch einen Fußboden bekommen. Dazu haben wir etwas (also einiges an) Sand aufgeschüttet und mit dem Richtscheit gerade gezogen. Wir haben den Boden nicht weiter gestampft oder gerüttelt, da der Untergrund schon sehr verdichtet ist. Wir haben dann lediglich Platten aus Waschbeton verlegt, die Florian mit einem Meißel an die Bodenhülsen angepasst hat. Um das DIY-Gewächshaus herum haben wir Rasenkantensteine in den Boden versenkt und diese mit etwas Beton einfundamentiert. Das reicht uns als Befestigung.
Wie viel Zeit uns das Treibhäuschen gekostet hat, können wir gar nicht so genau sagen. Zusammengenommen vielleicht zwei Wochenenden. Wir hatten aber nicht immer so viel Zeit am Stück, weshalb wir in mehreren Etappen gebaut haben. Gekostet hat uns das Gewächshaus zum Selberbauen etwa 100 Euro. Dafür bekommt man im Baumarkt ein – kleines – Foliengewächshaus. Wie wir in unserem Podcast zum Thema Kosten schonmal erwähnt haben, lohnt es sich durchaus, Projekte aus Rest-Teilen zu bauen und Ohren und Augen offenzuhalten! Die Teile für das Gewächshaus haben wir abgegriffen, nachdem wir beim Kinderfest im Kleingartenverein ausgeholfen haben und beim Aufräumen dann die Rahmen entdeckten. So mussten wir dann nur noch Einschlagbodenhülsen und die großen Kanthölzer besorgen und in einen passenden Multitool-Aufsatz investieren. Schrauben finden sich mittlerweile bei uns genug!
Übrigens: Eine sehr elegante Variante dieser Bauart findet ihr bei Frau Meise. Und: Wie wir unser Gewächshaus eingerichtet haben, lest ihr in diesem Extra-Beitrag. Wenn ihr ein Gewächshaus im Mini-Mini-Format errichten wollt, seht euch doch gern mal unser Mistbeet an. Das ist schnell gemacht und sorgt für frisches Grün schon ab Februar!