Unkraut kennt wahrscheinlich jeder Hobbygärtner. Warum wir den Begriff Beikraut besser finden und wie wir diesem im Garten begegnen.
Was ist Unkraut eigentlich?
Tja, so eine richtige Definition des Begriffes gibt es nicht. Unkraut bezeichnet die Pflanzen, die ihr an einer bestimmten Stelle nicht haben wollt. Unkraut vermehrt sich entweder unterirdisch, wie zum Beispiel Giersch oder aber durch Pollenflug – im Prinzip kann dadurch jede Pflanze zu einem Unkraut werden. Und: es geht nicht nur um krautig wachsendes Grün, auch Gräser, Moose, Farne & Co. können euch beim Gärtnern stören.
Klassischerweise als Unkraut bezeichnet man zum Beispiel diese Pflanzen:
- Giersch
- Löwenzahn
- Vogelmiere
- Storchschnabel
- Sauerampfer
- Hundskamille
- Hahnenfuß
- Brennnessel
- Disteln und Karden
- Quecke
- …
Die Liste ist lang und jeder Garten hat so sein eigenes Unkraut. Je nach Bodenqualität und welche Nachbarn es gibt, die sich ungefragt bei euch verteilen. Apropos Boden: Viele Unkräuter sind sogenannte Zeigerpflanzen und verraten euch, welche Nährstoffe in der Erde stecken. Und welche fehlen könnten.
Unkraut kann auch nützlich sein
Klar: Wir ärgern uns auch über bestimmte Pflanzen auf unserem Stückle. Bei uns wuchern besonders Giersch, Efeu und der Schwarze Nachtschatten. Das ist kein Charakter aus „Drachenzähmen leicht gemacht“! Sondern ein sich ziemlich schnell verbreitendes Gewächs, das – ihr seht es am Namen – mit Kartoffel, Tomate & Co. verwandt ist. Löwenzahn plagt uns ebenfalls, genauso wie die Zaunrübe.
Unser Nachbar findet außerdem, dass bei uns im Rasen zu viel Schafgarbe wuchert und auf einem unserer Blumenbeete die Vergissmeinnicht zu stark verbreitet sind. Unsere Nachbarin auf der anderen Seite war der Meinung, dass wir zu viel Goldrute in der Nähe ihres Zauns hätten und hat dann auch einfach mal welche abgeschnitten.
Da geht es schon los. Dinge, die wir schön und nützlich finden, sind anderen ein Graus. Wir sammeln zum Beispiel Blätter und Blüten von Schafgarbe oder Gundermann, trocknen diese und genießen diesen als Tee. Aus den Blüten der Goldrute haben wir auch schon Gelee gekocht. Das funktioniert im Prinzip so wie Holunderblütengelee und schmeckt blumig-honigartig.
Meine Mutter schwört gerade im Frühling auf Suppen mit Brennnessel- und Giersch-Einlage. Ihre Brennnessel-Kartoffelsuppe ist übrigens ultralecker! Vogelmiere, Weidenröschen, Sauerampfer und Knoblauchrauke landen bei ihr regelmäßig in einem Wildkräutersalat. Die schmecken sehr würzig und wachsen immer wieder nach.
Wer Bienen und andere Insekten anlocken möchte, lässt Unkraut gewähren. Löwenzahn oder Disteln etwa stehen bei den Bienen hoch im Kurs. Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder der kleine Fuchs sind Brennnessel-Liebhaber. Ihre Raupen essen nur von dieser Pflanze – wusstet ihr das?
Warum wir statt Unkraut lieber Beikraut sagen
Höchste Zeit also, sich einmal von dem sehr negativen Begriff „Unkraut“ zu trennen. Weil jeder eben ein anderes Verhältnis dazu hat und viele „Unkräuter“ auch nützlich sein können, wollen wir lieber den Begriff Beikraut verwenden. In manchen Büchern oder auf Websites findet ihr auch die Bezeichnung „Wildkraut“. Funktioniert unserer Meinung nach auch. Ist aber vielen vielleicht schon wieder zu „wild“.
Beikraut bezeichnet sehr schön den Umstand, dass gewünschte und ungewünschte Pflanzen nebeneinander ganz gut leben können. Beikraut sollte – wie eine Beilage beim Essen – nie die Überhand gewinnen, aber kann eben viele satt machen.
Der Selbstversorger Wolf-Dieter Storl schreibt in seinem Buch „Die ‚Unkräuter‘ in meinem Garten“ von Beikraut oder vielmehr „Begleitkräutern“ und verrät seine liebsten Sorten plus Rezepte dazu. Er findet: „Man muss sich nur auf sie einlassen“.
Übrigens: Am 28. März ist Ehrentag des Unkrauts, also des Beikrauts. Herzlichen Glückwunsch!
Unkraut ohne Chemie vernichten – drei Tipps
Für uns steht fest: Wir gärtnern natürlich und verzichten auf Chemie im Garten. So besiegt ihr Unkraut auf die sanfte Tour:
1. Unkraut jäten
Der Klassiker: Beikraut oder Unkraut könnt ihr loswerden, indem ihr es ausgrabt oder aus dem Boden zieht. Für Löwenzahn und andere Pflanzen mit Pfahlwurzel bietet sich ein Extra-Gerät dafür an. Nachteil: Unkraut jäten ist körperlich manchmal sehr anstrengend. Und Giersch zum Beispiel vermehrt sich sehr schnell, wenn ihr in ausgrabt und aus Versehen die Wurzeln und Rhizome teilt. Hier wächst aus jedem abgehackten Stückchen eine neue Pflanze! Um das Beikraut-Problem einzudämmen, hilft es manchmal auch schon, die Blüten zu kappen, bevor sich Saatgut verteilen kann.
2. Gegen Unkraut ein Kraut wachsen lassen
Die Devise meiner Mutter gegen Unkraut: essen oder dagegen pflanzen. Fugen im Weg oder auf der Terrasse etwa sehen sehr hübsch aus, wenn ihr zwischen die Steine kriechende Kräuter pflanzt. Es gibt Thymian, der bodendeckend wächst. Sieht nicht nur gut aus, riecht auch gut! Wir planen um unsere Hütte herum eine Schotterwiese. Heißt: Wir wollen den Boden etwas verdichten, um bei Regenwetter nicht auszurutschen. Aber wir wollen keine komplette Steinwüste legen. Wir werden also Kies und Sand ausstreuen und dann mediterrane Bodendecker verteilen. Die vertreiben dann auch „ungebetene“ Gäste wie den Nachtschatten & Co.
3. Unkraut verhindern mit Vlies oder durch das Mulchen
Freie Fläche im Beet bedeckt ihr am besten mit Rindenmulch, Grasschnitt oder anderen Materialien zum Mulchen. So verhindert ihr Unkraut und dass der Boden austrocknet. Zwei Fliegen, eine Klappe!
Unter Wege und Terrassen und andere Flächen, auf denen Beikräuter nicht gewünscht sind, könnt ihr ein Unkrautvlies einarbeiten. Das verhindert durch Auftauchen von Pflanzen, die sich unterirdisch durch Ausläufer vermehren.
No-Dig-Gärtner schwören übrigens auf das Abdecken von Flächen, wo später Beete entstehen sollen. Ihr legt Zeitungen und Pappe auf der Fläche aus und lasst diese ein paar Monate liegen. Wollt ihr euch Beete befallen, schüttet ihr einfach Kompost und/ oder Erde drauf und fertig!
Wenn ihr doch Chemie verwenden wollt, versucht es bitte mit vergleichsweise sanften Mitteln. Verdünnte Essiglösung oder kochendes Wasser helfen euch oft schon weiter. Letzteres funktioniert wohl top gegen Unkraut in Fugen auf der Terrasse und Wegen. Denn wie auch bei dem Thema Schädlinge bekämpfen gilt: Mit stärkeren Mitteln a.k.a. der Chemiekeule greift ihr langfristig in die Natur und deren Kreislauf ein, ohne euch vielleicht der Folgen bewusst zu sein. Und zerstört damit Lebensraum für Nützliches und Wertvolles im Garten.